Es ist das letzte Jahr vor der Schulpflicht. Das letzte Jahr, in dem wir frei verreisen können, ohne auf Ferienzeiten Rücksicht nehmen zu müssen. Es ist generell schon schwer genug, um die Arbeitsveranstaltungen herum, zu planen und eine gemeinsame Lücke zu finden.
Ach ja- wer passt eigentlich auf die Hunde auf? Muss jemand Blumen gießen? Oh nein, die Kinderreisepässe müssen noch mal erneuert werden. Passen die Wasserschuhe vom letzten Jahr noch? War die Auslandsreise Krankenversicherung eigentlich nur ein Jahr, oder läuft die einfach durch? Ist die Kreditkarte für das Urlaubsland schon frei geschaltet? Die Kinder wollen bestimmt Karten an ihre Freunde schreiben- also diesmal unbedingt an die Adressen denken. Und auf dem Flug? Vielleicht sollte ich noch ein paar Sticker Hefte besorgen? Wie war das eigentlich mit den Snacks? Beim letzten Mal gab es schon Ärger, weil wir zu viel mitgebracht hatten zum Flughafen. Und wer fährt uns mitten in der Nacht? Können wir die Freunde vom letzten Mal fragen? Die hatten sich aber selbst ein Taxi genommen bei ihrer Reise, ist das dann nicht dreist? Ich muss dann Fußball und Logopädie absagen. Und war nicht auch irgendein Fest in der Kita? (….)
Es ist zu viel!
Diese und vermutlich tausend weitere Fragen strömen auf mich ein- und das ist ja nur das Urlaubsthema. Die Urlaubsübergabe bei der Arbeit macht mir auch schon Sorgen, ebenso die Content Produktion für Social Media. Wie viel schaffe ich noch vorzuproduzieren?
Wir sind nur 10 Tage weg- es fühlt sich aber an wie ein Umzug. Wäschewaschen, packen, Dinge kaufen. So viel Organisation und Planung…. Und dann schleicht sich heimlich, still und leise ein Gedanke ein:
„Lohnt sich der ganze Aufwand überhaupt?“
Und als ich mich bei diesem Gedanken erwische, drücke ich die STOP Taste. Wir haben uns so auf die Auszeit gefreut. Keine Ablenkung durch Arbeit, Handys oder Haushalt. Zehn Tage nur wir vier. Sonne, Wasser, ganz viel gemeinsame Zeit.
Woher kommt jetzt also dieser Gedanke? Ich bin total überwältigt, von diesen ganzen Aufgaben. Überfordert, unsicher. Was hilft? Ich schreibe es auf. Mit Check Listen. Plane was, wann, wer, wie. Sorge für Sicherheit und Orientierung. Und kann wieder atmen. Bekomme Raum zum Denken.
Nicht gut genug?
Wir haben ein Aqua-Magic-Kids-Club-Dings gebucht. All inclusive. Zehn Tage bewusstes „nichts“ tun.
Als ich meinen Freundinnen davon erzähle, kommen gemischte Reaktionen. Die Globetrotter schauen entsetzt: „ist euch das nicht zu langweilig? Die ganze Zeit in der Anlage?“
Und ich fühle mich plötzlich bewertet und schlecht. Warum machen wir nicht so coole Sachen und fliegen nur mit Handgepäck und den Kindern einmal um die Welt. Leben das „Van Life“.
Sind wir nicht so belastbar, nicht so neugierig, nicht weltoffen genug?
Aber auch hier: Bewusst die STOP Taste drücken und einen Realtitätscheck einbauen hilft. Vielleicht bilde ich mir die Abwertungen nur ein? Und muss ich mich für unserer Urlaubsgestaltung überhaupt rechtfertigen? Warum vergleiche ich mich mit einzelnen Fragmenten eines „Abenteurer Urlaubs“? Möchte ich denn auch die Strapazen, Planung und Flexibilität, die so ein Urlaub mit sich bringt?
Für uns passt ein All Inclusive Urlaub mit Kids Pool und 15 Rutschen in unsere Erwartungen an Urlaub. Ich möchte mich um möglichst wenig kümmern, kurze Wege haben, eine Woche absoluten Service genießen, die Kinder lieben Pools, Rutschen, Minidisco und co. Das kann in ein paar Jahren schon wieder anders aussehen.
Aber für jetzt- ist es für uns stimmig.
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